INHALTE

Folgende Inhalte werden in den Modulen der Ausbildung behandelt:

POMOLOGIE

Warum ist die Sortenkunde überhaupt wichtig? Weltweit gibt es ca. 30.000 Apfelsorten, in Deutschland etwa 2.000 Apfelsorten, von denen 70 Sorten häufiger kultiviert wurden.

Jede Sorte ist unterschiedlich in Bezug auf Standortbedürfnisse, Krankheitsanfälligkeit, Nutzung, aber auch in der Pflege. Wenn man einen Baum schneiden und pflegen möchte, muss man seine typischen Sorteneigenschaften kennen. Das gleiche gilt für die Planung einer Wiese.

Es gibt sehr robuste alte Sorten, die nicht in Vergessenheit geraten sollten, denn deren Genpool kann langfristig zum Erhalt der Obstkultur beitragen. Der Erhalt dieser Sorten auf Obstwiesen ist unsere Aufgabe.

Foto: Lüpper

VERWERTUNG

Die Verwertung und Haltbarmachung unserer Lebensmittel hat eine lange Tradition und war in früheren Zeiten überlebenswichtig. Die Haltbarmachung in Form von Einkochen, Trocken, Milchsauer vergären, spielt in Bezug auf eine nachhaltige Ernährungs- und Lebensmittelpraxis eine zentrale Rolle. Gemüse und Obst, welche zu bestimmten Zeiten im Überfluss vorhanden sind, können so für den späteren Verzehr haltbar gemacht werden. Das immer größer werdende Angebot an Lebensmitteln in unseren Supermärkten und die Verfügbarkeit von fast allem Obst und Gemüse über das ganze Jahr haben leider zur Folge, dass
viele der Techniken in Vergessenheit geraten sind.

Mit dem wieder zunehmenden Interesse an dem Anbau und der Herstellung von eigenem Obst finden auch die traditionellen Techniken langsam wieder Einzug in unser Leben und unseren Alltag. Die verschiedenen Techniken mit ihren verschiedenen Vorteilen und Nachteilen haben alle einen gemeinsamen Grundgedanken: Haltbarmachung der Lebensmittel über deren natürliche Lebensphase hinaus.

Im Kurs werden wir gemeinsam Lebensmittel herstellen — und hinterher natürlich auch gemeinsam essen.

Foto: Lüpper

OBSTWIESENPLANUNG

Wir planen die Anlage einer Wiese. Dabei kann jede’r ein eigenes Projekt durchplanen. Wir gehen dabei u.a. auf Finanzen, Rechtliches, Bodenqualität, Flächenbeurteilung, Unternutzung, Pflanzpläne, Nutzungskonzepte und natürlich die geeignete Sortenauswahl ein.

Lageplan, Grafik erstellt von Bettina Fortak

Pflanzschema, Grafik erstellt von R. Fortak

PFLANZUNG & PFLANZSCHNITT

Wir planen die Anlage einer Wiese. Dabei kann jede’r ein eigenes Projekt durchplanen. Wir gehen dabei u.a. auf Finanzen, Rechtliches, Bodenqualität, Flächenbeurteilung, Unternutzung, Pflanzpläne, Nutzungskonzepte und natürlich die geeignete Sortenauswahl ein.

Pflanzung

Pflanzschnitt

Auswahl der Stammverlängerung und Entfernung des Konkurrenztriebs, Foto: Ruhnau

JUNGBAUMSCHNITT

Im ersten Standjahr nach der Pflanzung kann es sein, dass der Jungbaum kaum Zuwachs macht.

In den ersten Jahren der Baumerziehung geht es darum eine gute Balance zu finden; zwischen möglichst viel Laub und Holzzuwachs am Baum und nur soviel wie nötig statt so viel wie möglich an Ästen und Trieben wegzuschneiden um ein gutes Kronengerüst zu entwickeln.

Auch das Blühen und frühzeitige Fruchten soll in den ersten Jahren verhindert werden um alle Kraft in den Hoztrieb fließen zu lassen und damit die noch zu schwachen Leit- und Seitenäste nicht unter der Last abkippen.

Wir beschäftigen uns mit Anschneiden, Wegschneiden, Ableiten sowie Wunden, Schnitttechniken, Binden und Spreizen sowie Klettertechnik.

Das Ziel: Die Oeschbergkrone, Bild: Trapet, Stelzner-Langner

ALTBAUMSCHNITT

Wir haben zwei Altbaummodule in unserer Ausbildung, um von den Ergebnissen der Schnittpraxis des ersten Moduls im zweiten Modul lernen zu können.

Ziele des Altbaumschnitts sind: Stabilität, Viralität und Nutzbarkeit.

In diesen Modulen geht es noch einmal um die botanischen Grundkenntnisse (Wurzel, Spross, Blätter, Blüten und Früchte, Wuchsfaktoren, Wundheilung) sowie um die praktische Arbeit am Baum. Wir lernen verschiedene Schnittechniken kennen sowie Informationen zur Eingriffstärke und zum Schnittzeitpunkt. Neben dem Apfel wird auch auf Birnen, Quitten, Kirschen, Zwetschge eingegangen.

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Altbaumschnitt, Foto: Lüpper

Vorher, Foto: K. Bergengruen

Prinzip Altbaumschnitt, Foto: K. Bergengruen

Nachher, Foto: K. Bergengruen

SOMMERSCHNITT

Ein Sommerschnitt kann den Baum beruhigen und bremsen. Dies ist nötig bei übermäßigen Trieben, für eine statische Entlastung bei übermäßigem Fruchtbehang und auch um einen Baum „klein zu halten“, wenn er für seinen Standort zu groß wird.

Zusätzlich ist im Sommer die Wundverheilung besser und kann gerade bei vitalem Steinobst gut vorgenommen werden.

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Sommerschnitt, Foto: D. Schreiber

STEINOBST-POMOLOGIE

Mit den Kirschsorten und der Bestimmung von Süßkirschensorten haben sich seit jeher deutlich weniger Pomolog*innen befasst, als dies mit anderen Obstarten, wie Apfel oder Birne, der Fall ist. Das Wissen um Kirschsorten ist mittlerweile auf dramatische Weise verloren gegangen – durch wenig konkrete Literatur, diverse unglückliche Umstände und Wirren in der Geschichte der Kirschenpomologie, den Anforderungen des modernen Kirschanbaus, sowie den Eigenschaften der Kirsche (klein, wenig haltbar, kurze Reifeperiode, scheinbar große Ähnlichkeiten). Diesen Umständen geschuldet, erscheint die Beschäftigung mit Kirschen vielen Menschen als zu kompliziert.

Anhand verschiedener pomologischer Merkmale stehen uns jedoch besonders viele Anhaltspunkte zur Verfügung, die zu guten Bestimmungsergebnissen führen können.

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Kirschsorten, Foto: P. Schleßelmann

VEREDELUNG

Warum müssen Obstbäume veredelt werden?

1. Obstbäume sind in der Regel selbstunfruchtbar. Das bedeutet, dass der Pollen der eigenen Sorte nicht für eine Befruchtung zur Verfügung steht. Treffen Pollen der eigenen Sorte auf die Blütennarbe, dann keimen diese nicht. Es findet keine Befruchtung statt und es bilden sich in der Regel keine Früchte aus.

2. Obstbäume sind mischerbig. Das bedeutet, dass die Merkmale aus den mütterlichen und väterlichen Genen gemischt werden und neue Merkmalskombinationen entstehen. In einem Apfelkern sind also die mütterlichen und väterlichen Merkmale neu kombiniert. Steckt man alle Kerne (5 bis 20 Stück) aus einem Apfel in die Erde, dann entsteht aus jedem Kern eine neue Sorte, die in der Regel nicht mehr viel mit Ihren Eltern gemein hat. Die Früchte die aus diesen Bäumen erwachsen, können ganz andere Eigenschaften haben.

In seltenen Fällen verbessern sich aber auch die Eigenschaften, so dass auf diese Weise viele der alten bekannten Sorten entstanden sind.

Um also die guten Qualitäten einer Sorte zu erhalten, muss diese veredelt werden d.h. durch vegetative Vermehrung einer Knospe oder eines kleinen Aststückes, welche auf eine Unterlage (andere Sorte) gepfropft wird. Alle Obstbäume einer Sorte stammen also ursprünglich vom gleichen Baum und sind genetisch gleich (Klon).

Foto: P. Schleßelmann

Foto: P. Schleßelmann

Foto: P. Schleßelmann

WIESENÖKOLOGIE

Wir untersuchen die verschiedenen Schichten der Streuobstwiese, vom Boden über die Kraut- und Strauchschicht bis zur Baumkrone — und natürlich auch die Fauna.

Wie erreichen wir artenreiche Wiesen und wie bauen wir Humus auf für eine bessere Wasserhaltefähigkeit der Böden?

Humusaufbau bedeutet auch CO2 Einlagerung. Die längerfristig wichtige Arbeit ist die Bodenvitalität und das Bodenleben zu erhöhen. Die Bewirtschaftung der Wiese, also wann wird sie gemäht, wie hoch wird sie gemäht und was mache ich mit dem Mahdgut, ist entscheidend für die Artenvielfalt. Wann soll gemäht werden? Was ist der beste Zeitraum? Wie beim Obstbaumschnitt sind es drei Schritte: Wiesenansprache – Zieldefinition – Maßnahmenfestlegung.

Grundsätzlich hilft eine extensive Pflege mit Abräumen des Mahdgutes und kleinteiliges Arbeiten, sodass immer Pflanzen in die Blüte und Samenproduktion kommen und sich vererben können. Nur so ist eine langfristige Anpassung an neue Gegebenheiten möglich. Wir müssen auch die Mikroorganismen und Pilze der Wiese füttern. Häufig ist die Wiesenpflege ein Kompromiss aus theoretisch, optimierter Pflege und tatsächlich umsetzbarer Realität.

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Foto: Lüpper

Bodenprobe, Foto: Lüpper

Foto: Lüpper

ÖKOLOGIE IM OBSTBAUM

In diesem Modul gehen wir detailliert auf pilzliche, bakterielle, tierische und virus(ähnliche) Schadorganismen sowie deren Bekämpfung ein. Ziel ist es, durch Nützlingsförderung und Vielfalt ein stabiles System zu schaffen.

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ERNTETECHNIK

Hier erlernen wir Kulturtechniken der Ernte.

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Hoch hinaus, Foto: Lüpper

Höher hinaus, Foto: Lüpper

Foto: Lüpper

PRÜFUNG

Auf Wunsch kann die Ausbildung mit einer qualifizierenden Prüfung abgeschlossen werden, um ein Zertifikat zu erhalten. Alternative ist die Beendigung des Kurses ohne Prüfung mit einer Teilnahmebescheinigung.

Die Prüfung (Prüfungsgebühr 150 €) umfasst eine schriftliche Prüung sowie eine praktische Prüfung (Baumansprache, Beurteilung, mögliche Pflegemaßnahmen, …).

Prüfungsvoraussetzung sind 40 betreute (Schnitt-)Praxisstunden (5 € pro Stunde, Termine können individuell abgestimmt werden).

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